Picasso, Mallorca, Tomatina und Stierkampf - Spanien ist ein Land spannender Kontraste. Das sonnenverwöhnte Königreich im Südwesten Europas zieht vor allem zur Urlaubszeit millionenfach Besucher aus der ganzen Welt an. Dass Spanien auch abseits der Hauptsaison enorm lebenswert ist, belegen die Erfahrungsberichte unserer ehemaligen Teilnehmer gleich auf den ersten Zeilen. Leben und arbeiten dort, wo andere nur ihren Urlaub verbringen können – für Spanien gilt dieser Satz ganz besonders. Die Erfahrungsberichte machen sicher auch Ihnen Lust auf Sonne und Spanien..
Das ich irgendwann mal in meinem Leben mein in der Schule erlerntes Spanisch wieder ausgraben und verbessern wollte, war mir immer schon klar gewesen. Als ich dann nach Abschluss meines Bachelors in Biochemie keine Zulassung für meinen Wunschmaster in Wissenschaftsjournalismus erhielt, war das der ideale Zeitpunkt für eine Auszeit von der Uni. Das Programm „Language Assistant“ von iST hat mich sofort angesprochen. Ich erkläre gerne und ich arbeite lieber mit Teenagern zusammen als mit Kleinkindern. Ende September ging es los. Mein Gastvater holte mich vom Flughafen ab und zu Hause lernte ich dann auch die anderen Familienmitglieder kennen: meine beiden Gastbrüder Luis (19) und Jorge (14), sowie Sara – treusorgende Hausfrau und Mutter. Die beiden Kinder gingen beide auf die Deutsche Schule Madrid, ihre Eltern konnten aber kein deutsch. Meine Aufgabe in den kommenden fünf Monaten war es deshalb, Jorge bei seinen Hausaufgaben zu helfen und einfach mit ihm im Alltag auf deutsch und englisch zu reden. Obwohl Jorge erst 14 Jahre alt war, war er praktisch trilingual und auch sonst ein sehr aufgeweckter Schüler. Zwar hatte er Freitagnachmittag keine Lust auf mich und musste von mir an den Schreibtisch geschleift werden, aber wer kann das einem 14jährigen schon verübeln. Jorges Eltern waren sehr ehrgeizig, was die schulischen Erfolge ihres Sohnes anging und ließen sich nur schwer überzeugen, dass man unmöglich so viele Hausaufgaben aufhaben kann, dass man jeden Tag drei Stunden beschäftigt ist. Zum Glück durften wir bald auch englische Filme oder Kuchen backen und Wii spielen unter „Hausaufgaben“ verbuchen. Vormittags bin ich jeden Tag in eine Sprachschule gegangen. Zuerst schien mir der Kursbeginn um 10:30 sehr spät, am Ende meines Aufenthaltes konnte ich es als extremen Tageserfolg verbuchen, wenn ich pünktlich aufgetaucht war. Der Tagesrhythmus der Spanier ist doch ein ganz anderer. Wenn ich nachts um halb eins aus dem Kino nach Hause kam, fragte mich mein Gastvater allen Ernstes, ob ich schon Abendbrot gegessen hätte. Durch die Sprachschule hatte ich anfangs vor allem amerikanische und deutsche Freunde, habe aber später über Intercambio-Treffen und beim Feiern auch ein paar Spanier kennengelernt. Am Wochenende musste ich zum Glück nie arbeiten, denn Jorge war beschäftigt mit Tennis spielen und Schwimmen. Deswegen habe ich mir alles angeschaut, was irgendwie mit Bussen oder Billigflügen zu erreichen war. Von den Zielen in der näheren Umgebung wie Toledo und Segovia, bis nach Barcelona, Granada und Tanger in Marokko. Besonders in den letzten Monaten, als man schon genug Spanisch beherrschte um mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen, waren diese Reisen immer fantastisch. Meine Gastfamilie hat mir keinerlei Vorschriften gemacht, was meine Ausgehzeiten oder sonstige Tagesgestaltung angehen. Solange ich pünktlich um halb vier bei Jorge war und er gute Noten nach Hause brachte, war alles in Ordnung. Von Madrid aus habe ich angefangen, mich um Praktikaplätze bei Print- und Onlinemedien zu bewerben. Stattdessen habe ich jetzt sogar einen Job gefunden, bei dem ich unter anderem Führungen für junge Erwachsene veranstalte und ihnen Einblick in wissenschaftliches Forschen und Arbeiten gebe. Wie man jugendgerecht und spannend erklärt, habe ich dank Jorge ja jetzt verstanden.
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